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Arbeitsfeldbezug in der Ausbildung Interview mit Professorin Dr. Corinna Schmude

Dr. Corinna Schmude ist Professorin für Inklusive Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kindheitspädagogik an der Alice Salomon Hochschule in Berlin

Warum ist ein starker Bezug zum Praxisfeld für die frühpädagogische Ausbildung wichtig?

Die Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten im Berufsfeld stellt eine ganz besondere Form der Kooperation dar. Sie ermöglicht eine direkte Interaktion und erfolgreiche Zusammenarbeit der Akteure an der Hochschule sowie in den Einrichtungen. Für die Studierenden werden im Berufspraktikum zum einen hochtheoretische und komplexe Inhalte aus der Lehre greifbar. Zum anderen können sie aktuelle Fragen aus dem pädagogischen Alltag mit ihrem Studium rückbinden. Der enge Bezug in die Praxis eröffnet die Möglichkeit, theoretische Konzepte zu hinterfragen und auszudifferenzieren.

Was funktioniert gut bei der Kooperation der Lernorte Fachschule und Kitapraxis? Was muss in der Zusammenarbeit verbessert werden?

An der Alice Salomon Hochschule wählen die Studierenden des Studiengangs "Erziehung und Bildung im Kindesalter" ihre Praktikumseinrichtung selbst aus. Die Einrichtungen haben ein großes Interesse an den Inhalten, die die Studierenden über die Aufgaben während des Praktikums in den pädagogischen Alltag einbringen und unterstützen sie bei deren Umsetzung. Der weitere Austausch zwischen den Lernorten wird erheblich durch die mangelnden zeitlichen Ressourcen in den Einrichtungen erschwert. Treffen der Mentorinnen und Mentoren oder Weiterbildungsangebote der Hochschule können kaum wahrgenommen werden.

Welche Bedeutung hat die Interaktion im Kita-Team und der kollegiale Austausch für das Mentoring der Nachwuchskräfte?

Die Betreuung und Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten ist definitiv eine Aufgabe des gesamten Teams. Die Mentorin oder der Mentor ist natürlich erste Kontaktperson, aber der pädagogische Alltag wird von allen gelebt und die Prozesse in einer Einrichtung müssen immer systemisch verstanden werden. Die Begleitung gelingt umso besser, wenn es eine Praktikumskultur in der Einrichtung gibt. Dazu gehört, dass die Aufgabe als Teamaufgabe wahrgenommen und umgesetzt wird.

Was bräuchte es, damit der Lernort Praxis als gleichberechtigte Ausbildungsinstanz neben der Schule bestehen kann?

Die kompetente Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten können die Kolleginnen und Kollegen im Berufsfeld nicht einfach als Add-on leisten. Ihr Engagement darf kein Ehrenamt sein, sondern muss mit zeitlichen Ressourcen ausgestattet und finanziell honoriert werden. Es braucht zudem Qualifizierungs- und Professionalisierungsmöglichkeiten die sich explizit in den Berufsbiografien der Mentorinnen und Mentoren widerspiegeln und Karrieremöglichkeiten eröffnen.

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