Forschung

Welche Bedeutung hat das Praxislernen in der Fach- und Hochschulausbildung und wie wird es gestaltet?

In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung dualisierter, d.h. praxisintegrierter und vergüteter Ausbildungsformate sowohl an Fachschulen als auch an Hochschulen gestiegen. Mit diesen neuen Ausbildungsformaten sind große Hoffnungen verbunden: Sie sollen nicht nur über eine Vergütung die Attraktivität des Berufsfeldes der Kindertageseinrichtungen erhöhen, sondern über eine (noch) engere Verzahnung von schulischen und praktischen Ausbildungsinhalten die Kompetenzentwicklung der Schüler:innen und Studierenden befördern. Dem Praxislernen kommt in diesem Kontext eine besondere Bedeutung zu. In der Kita-Praxis – auch verstanden als Lernort – erhalten die angehenden Fachkräfte die Möglichkeit, ihre theoretischen Kenntnisse in unterschiedlichen Situationen der Praxis anzuwenden und auf diese Weise einen professionellen Habitus zu entwickeln.

Zugleich treffen die Schüler:innen und Studierenden auf eine Fachpraxis, die auf diese gestiegene Ausbildungsverantwortung zum Teil noch wenig vorbereitet ist. So verfügen Praxisanleiter:innen bzw. Praxismentor:innen mitunter weder über eine entsprechende Zusatzqualifikation noch über ausreichende Stundenkontingente für die Praxisanleitung. Sofern Stundenkontingente vorgesehen sind, fehlt es aufgrund von Personalengpässen in der Kita häufig an Zeit, diese auch einzusetzen. Hinzu kommt, dass dualisierte Formate auch eine intensivere Lernortkooperation voraussetzen.

Welche Erfahrungen machen die beteiligten Akteurinnen und Akteure?

Vor diesem Hintergrund interessieren wir uns für die individuelle Sicht von Schüler:innen bzw. Studierenden und von Praxisanleiter:innen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich darauf, zu verstehen und zu beschreiben, wie das Praxislernen aus den verschiedenen Perspektiven gestaltet wird, welche Rahmenbedingungen eine unterstützende Funktion haben können und von welchen Bedarfen, Wünschen und Schwierigkeiten die einzelnen Beteiligten berichten.

Studie

Design und methodisches Vorgehen

Die multiperspektivische Studie, die WiFF von 2023 bis 2026 durchführt, umfasst qualitative und quantitative Zugänge. Sie wird durch Werkstattgespräche mit Schüler:innen bzw. Studierenden und Praxisakteur:innen wie Praxisanleiter:innen, Fachberater:innen, Lehrkräften bzw. Lehrende aus Fach- und Hochschulen begleitet. Im Rahmen dieser Werkstattgespräche wird ein gemeinsamer Austausch zwischen der Wissenschaft und der Praxis verfolgt. Um vertiefte Einblicke in die Ausgestaltung der Praxisanleitung in den einzelnen Bundesländern zu erhalten, wird in der Konzeptualisierungsphase eine Dokumentenanalyse zu den Regularien zur Praxisanleitung in den Ländern durchgeführt.

In der qualitativen Teilstudie werden jeweils 20 Interviews mit Praxisanleiter:innen und Schüler:innen bzw. Studierenden geführt. Die Studie geht auf die subjektiven Sichtweisen von Praxisanleiter:innen und angehenden Fachkräften ein. Daran anschließend findet eine bundesweite Online-Befragung von Praxisanleiter:innen und von angehenden Fachkräften statt.

Anwendung der Ergebnisse

Ziel der Studie ist es, Aufschluss über Gelingensbedingungen und Stolpersteine des Praxislernens in unterschiedlichen Ausbildungsformaten aus Sicht von Praxisanleiter:innen und angehenden Fachkräften zu erlangen. Auf dieser Basis sollen gemeinsam mit Multiplikator:innen Materialien entwickelt werden, die sie in ihrer Praxis mit ihrer Zielgruppe (bspw. Praxisanleitungen, Schüler:innen bzw. Studierende) anwenden können. Diese werden dem Arbeitsfeld über das Transferportal der WiFF zur Verfügung gestellt. Erste Ergebnisse empirischer Arbeiten sollen ab Ende 2023 in verschiedenen Formaten der WiFF veröffentlicht werden. Zunächst ist ein WiFF-Arbeitspapier mit Ergebnissen der Governanceanalyse zur Praxisanleitung in den Bundesländern geplant.

 

Kontakt

© Felix Krammer

Bärbel Barbarino

Empirische Erhebungen zu verschiedenen Aspekten der Ausbildung und zum Praxislernen im Bereich der Frühen Bildung

© Felix Krammer

Clarissa Nachtigall

Empirische Erhebungen zur Ausbildung und zu beruflichen Wegen von Fachkräften im Bereich der Frühen Bildung

© Felix Krammer

Anna Pilchowski

Empirische Erhebungen, Gesundheits- und Bewegungsförderung, Praxislernen in der Frühen Bildung, Ganztag für Grundschulkinder

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