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Im Interview Professorin Dr. Iris Nentwig-Gesemann, Bozen

Professorin Dr. Iris Nentwig-Gesemann lehrt und forscht an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Freien Universität Bozen. Dort hat sie kürzlich die von der Robert Bosch Stiftung, der Bertelsmann Stiftung, der Stiftung Mercator und der Arbeiterwohlfahrt geförderte Studie „Kinderperspektiven auf Ganztag im Grundschulalter“ durchgeführt. Im Rahmen dessen wurde der Kinderperspektivenansatz, den sie und ihr Team ursprünglich für das Feld der Kindertageseinrichtungen entwickelt haben, auf den Ganztag und Schulkinder ausgeweitet. 

Professorin Dr. Iris Nentwig-Gesemann

Welche Aspekte machen aus Ihrer Sicht einen gelungenen Ganztag aus?

Aus der Perspektive der von uns befragten Kinder trägt ein Ganztag dann zur Anerkennung ihrer Rechte und ihrem Wohlbefinden bei, wenn sie sich in vertrauens- und respektvolle Beziehungen zu Pädagoginnen und Pädagogen eingebunden fühlen und diese ihre Persönlichkeit und ihre Ressourcen achten. In einem guten Ganztag haben die Kinder Frei- und Rückzugsräume, in denen sie ungestört ihre Freundschaften pflegen, spielen und sich erholen können.  Auch die Möglichkeit, sich einzubringen, gehört zu werden, mitzugestalten und mitzubestimmen ist den Kindern ein wichtiges Anliegen.

Welche zentralen Kompetenzen benötigt das pädagogisch tätige Personal, um dies umzusetzen?

Fachkräfte sollten Kinderrechte schützen und gewähren und feinfühlig auf die Themen, Perspektiven und Relevanzen der Kinder eingehen. Sich methodisch fundiert einen forschenden Zugang zu den Kinderperspektiven erschließen und dialogisch ins Gespräch mit Kindern gehen zu können, ist ebenso erforderlich wie die Etablierung von verlässlichen Partizipationsformaten im Ganztag.

Vor welchen Herausforderungen steht das Personal der ganztägigen Bildungseinrichtungen?

Für eine nachhaltige und partizipative Qualitätsentwicklung im Ganztag, muss Zeit für die interprofessionelle Zusammenarbeit der verschiedenen Fachkräfte zur Verfügung stehen. Differenzierungen zwischen Unterrichtszeit und Freizeit sowie verschiedenen Rollen und Aufgaben müssen ebenso gut reflektiert werden, wie das gemeinsame Fundament einer am Wohlergehen und den Rechten der Kinder orientierten Ganztagspädagogik.

Welchen Aspekt möchten Sie in der Expert*innengruppe stark machen?

Ich möchte die Aspekte Kinderrechte, Ethik pädagogischer Beziehungen, Kinderperspektiven und interperspektivische Qualitätsentwicklung in die Arbeit der Gruppe einbringen.

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