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Im Interview Professor Dr. Tom Braun, Köln

Professor Dr. Tom Braun setzt sich mit der Frage auseinander, welchen Beitrag ästhetisch-kulturelle Praxis zur Anerkennung der Subjektposition von Kindern und Jugendlichen in organsierten und institutionalisierten Bildungssettings leisten kann. Als langjähriger Geschäftsführer der Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) verantwortete er die Konzeption und Durchführung von Forschungsprojekten zu Kooperationen von Kultur und Schule, lokalen Bildungslandschaften sowie zur kulturellen Schulentwicklung.

Dr. Tom Braun

Welche Aspekte machen aus Ihrer Sicht einen gelungenen Ganztag aus?

Ein gelungenes Ganztagskonzept orientiert sich an Fragen der Kinder- und Jugendgerechtigkeit. Der Bildungsbegriff fundiert also darauf, die Förder-, Beteiligungs- und Schutzrechte von Kindern zum Ausgangspunkt zu machen. Der Einbezug der Kinder, die Berücksichtigung ihrer Perspektiven, Interessen und Bedarfe beinhaltet in Folge einen veränderten Umgang mit außerschulischen sozialen und kulturellen Praktiken und Wissensformen. In der Umsetzung zeigt sich dann auch, dass ein gelungener Ganztag ohne multiprofessionelle Zusammenarbeit sowie sozialräumliche Kooperationen nicht möglich ist.

Welche zentralen Kompetenzen benötigt das pädagogisch tätige Personal, um dies umzusetzen?

Ein multiprofessionelles pädagogisches Konzept aller am Ganztag beteiligten sowie die Berücksichtigung der Rechte und Vorstellungen der Kinder und Jugendlichen sind zentrale Qualitätsmerkmale, von denen umfassende Anforderungen an die Kompetenzen der Fachkräfte ausgehen. Eine reflektierte und partizipative Planung und Gestaltung des Ganztags erfordern neben pädagogischen Kompetenzen im engeren Sinne, die Fähigkeit, die eigene Fachlichkeit sowie die der anderen Professionen beschreiben, verstehen und in ein synergetisches Verhältnis zueinander setzen zu können. Dies impliziert die Kompetenz, über eigene institutionelle Logiken gestaltungsfroh, risikobereit und kooperativ hinausdenken und handeln zu können.

Vor welchen Herausforderungen steht das Personal der ganztägigen Bildungseinrichtungen?

Wir haben als Bundesjugendkuratorium unlängst darauf hingewiesen, dass mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung die Kooperation von Kinder- und Jugendhilfe und Schule einen verbindlicheren Charakter bekommt. Die Fachkräfte stehen aber aktuell vor der Herausforderung, dass eine wirksame Hilfestellung zur Entwicklung eines gemeinsamen Planungsverständnisses sowie eines kooperativen Steuerungs- und Ressourcenkonzepts fehlt. Das aber würde es ermöglichen, wichtige Themen wie analog-digitale Lernkulturen, Inklusion oder Schutzkonzepte gemeinsam besser angehen zu können.

Welchen Aspekt möchten Sie in der Expertengruppe stark machen?

Mein besonderes Engagement gilt der Perspektive der Kinder- und Jugendgerechtigkeit. Dies impliziert die Entwicklung von Strukturen, Praktiken und Kulturen, die im schulischen Ganztag die Anerkennung der Individualität sowie die außerschulisch geprägte soziale und kulturelle Involviertheit von Kindern und Jugendlichen verbessern. Hierfür gilt es das Konzept eines kooperativen und inklusiven Ganztags zu stärken, in dem neben schulischen Anforderungen der Anspruch auf Freizeit, Erholung, Spiel und vollumfängliche kulturelle Teilhabe als unveräußerliche Rechte berücksichtigt werden.

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