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Im Interview Dr. Angelika Guglhör-Rudan, München

Die Datenlage zum Ganztag in Deutschland lässt nur wenig gesichertes Wissen über tatsächliche Plätze und künftige Bedarfe zu. Vor dem Hintergrund der Einführung des Rechtsanspruchs hat Dr. Angelika Guglhör-Rudan mit Kolleginnen und Kollegen am Deutschen Jugendinstitut (DJI) Prognosen und Schätzungen zu künftigen Platz- und Personalbedarfen durchgeführt. Dabei stießen sie sehr schnell an Grenzen, die zur Diskussion von grundlegenden Rahmenbedingungen und Qualitätsmerkmalen geführt haben.

Welche Aspekte machen aus Ihrer Sicht einen gelungenen Ganztag aus?

Ein gelungener Ganztag setzt voraus, dass neben den Bedürfnissen der Eltern nach verlässlicher Betreuung auch die altersentsprechenden Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt werden. Das klingt zunächst banal, setzt aber voraus, dass die zum Teil ganz verschiedenen Bedürfnisse ernst genommen werden und es auch den Raum dafür gibt.

Welche zentralen Kompetenzen benötigt das pädagogisch tätige Personal, um dies umzusetzen?

Ebenso wie in allen anderen Betreuungssettings werden hier pädagogische Kompetenzen gemeinsam mit einem entwicklungspädagogischen Wissen benötigt, das sich auf diese Altersspanne bezieht.

Vor welchen Herausforderungen steht das Personal der ganztägigen Bildungseinrichtungen?

Der Nachmittag ist viel kürzer als beispielsweise ein Kindergartentag, aber es müssen und können vielfältige ganz unterschiedliche Dinge stattfinden. Eine Schwerpunktsetzung, ohne dass die Zeit zu eng getaktet und zu verplant ist, ist eine Herausforderung. Zum anderen befinden wir uns an einer Schnittstelle zwischen Schule und außerschulischen Kooperationspartnern der Kinder und Jugendhilfe und anderen Akteurinnen und Akteuren. Eine gute Zusammenarbeit, die die Interessen der Kinder in den Vordergrund stellt ist eine immense Herausforderung.

Welchen Aspekt möchten Sie in der Expertengruppe stark machen?

Ich finde es enorm wichtig, dass das Wohl der Kinder noch mehr Berücksichtigung findet. Jetzt, wo erstmals bundesweit sehr lange Betreuungszeiten angeboten werden und zwar auch in den Ferien. Das heißt zum Beispiel, dass ein Augenmerk auch darauf liegt, dass alle Kinder im Ganztag Freunde haben, sich wohlfühlen und Auszeiten nehmen können. Es bedeutet auch, dass Mitbestimmung innerhalb und jenseits der Angebote möglich ist und die Kinder auch hier Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entwickeln und erleben können.

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