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Im Interview Milena Lauer

Milena Lauer hat die pädagogische Leitung des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi). Der Themenkomplex Kindergesundheit begleitet sie bereits seit 2012 im Rahmen wissenschaftlicher Studien sowie bei der Fortbildung von Pädagoginnen und Pädagogen.

Welchen Aspekt von Gesundheitsförderung möchten Sie in der Expertengruppe stark machen?

Bildung und Gesundheit stehen in einer sich wechselseitig bereichernden Beziehung. In diesem Sinne können Pädagoginnen und Pädagogen den gesamten Tag in der Kita potenziell gesundheitsförderlich gestalten. Die Sinnhaftigkeit, Verstehbarkeit und Handhabbarkeit einer gesundheitsförderlichen Pädagogik haben zudem enge Bezüge zur Partizipation und einer vorurteilsbewussten Beachtung von Familienkulturen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Kitas?

Gesundheit ist in den Bildungsprogrammen und -plänen ein Bildungsbereich. Gleichzeitig ist Gesundheitsförderung eine Aufgabe, die Einfluss auf die gesamte Gestaltung des Kita-Lebens nimmt. Der Begriff "Förderung" sollte konstruktiv-kritisch diskutiert werden. Eine "von außen verordnete" Förderung birgt die Gefahr, unreflektiert umgesetzt zu werden, während Pädagoginnen und Pädagogen bewusst gestaltete Bildungsanregungen kindorientiert und kontextbezogen planen können.

Was gelingt im Bereich der Gesundheitsförderung in Kitas bereits gut, wo sehen Sie Entwicklungsbedarfe?

Wir erleben in Berlin, dass sich Kitas über die Bedeutung und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung im hohen Maße bewusst sind. Als Herausforderung wird dabei immer wieder die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern in Gesundheitsfragen benannt. Auch wenn Studien zeigen, dass sich ein mehrjähriger Kitabesuch positiv auf die Kindergesundheit auswirkt, hat der sozioökonomische Status der Familie weiterhin den größten Einfluss. Auch die baulichen Rahmenbedingungen oder Vorgaben zur Sicherheit und Hygiene stellen Kitas vor Herausforderungen.

Wie können Kitas zu Orten werden, die Gesundheit fördern? Welche Unterstützung benötigen sie hierfür?

Das Gesundheitsverständnis von Pädagoginnen und Pädagogen ist  ebenso soziokulturell und subjektiv geprägt wie das der Familien. Eine zum Kontext der Kita passende Gesundheitsförderung bedarf daher zunächst einer biografischen Selbstreflexion, gefolgt von der Analyse der gesundheitsbezogenen Lebenswelten der Kinder und ihrer Familien. Erst dann können Fachkräfte entsprechende Angebote auswählen oder selbst entwickeln. Dafür benötigen Kitas eine langfristige Begleitung oder qualifizierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren innerhalb des Teams.

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