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WiFF-Bundeskongress am 14./15.11.2023 Vom Transfer zur Transformation - Strategien der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis
Wie kann wissenschaftliches Wissen in die Praxis und praktisches Wissen in die Wissenschaft gelangen? Wie gelingt eine konstruktive Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure im System der Frühen Bildung? Was sind Erfolgsfaktoren und wo liegen Stolpersteine? Und: Welche strukturellen Rahmenbedingungen brauchen Transfer bzw. Transformation? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auf dem hybriden WiFF-Bundeskongress am 14. und 15. November 2023 in Berlin. Vor Ort verfolgten über 150 Teilnehmende die Vorträge und Panels in der Robert Bosch Stiftung und vernetzten sich dazu intensiv. Weitere 500 Personen wählten sich in den Livestream ein.
„Das Thema Transfer steht für ein Miteinander und Weiterentwicklung. Das brauchen wir in allen Lebensbereichen und gerade in der Frühen Bildung, die den Grundstein für die gute Entwicklung jedes Kindes legt“, betont Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in seiner Begrüßung. Und er stellt fest: „Transfer ist nicht einseitig und linear. Es geht nicht darum, dass die Forschung die Erkenntnisse quasi wie mit der Schubkarre bei der Praxis ablädt. Es geht vielmehr um nachhaltige Veränderung einschließlich der Generierung neuer Fragen an die Forschung.“ Wie solche Veränderungen durch innovative Ansätze des Wissenschaft-Praxis-Transfers angeregt werden können, beleuchteten neben den Fachleuten aus der Wissenschaft auch mehr als 20 Projekte und Arbeitsgruppen in den Panels. Zahlreiche Referierende, die dem Call for Participation gefolgt waren, konnten zusätzlich in dem vor Ort eingerichteten Podcast-Studio ihre Transferprojekte und Studien vorstellen. Eine Graphic Recorderin begleitete illustrierend die Beiträge und Interviews. Der Kongress stellt den Auftakt zu WiFF Transfer, der im März 2023 gestarteten Aktionslinie der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte.
Einführung: Vom Transfer zur Transformation
Prof. Dr. Bernhard Kalicki vom DJI eröffnete die Tagung in Vertretung von WiFF-Leitung Prof. Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin. In seinem Impulsvortrag stellte er Verständnisse und Konzepte von Wissenstransfer im System der Frühen Bildung vor. Neben der Grundlagenforschung gehe es vor allem der Anwendungsforschung um die Frage, wie Wissensbestände und Einstellungen ins berufliche Handeln übersetzt und Veränderungen durch innovative Ansätze des Wissenschaft-Praxis-Transfers angeregt werden können, so Kalicki. Dabei betonte er: "Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte arbeitet seit 2008 und sie ist so erfolgreich, weil sie auf Zusammenarbeit und Austausch auf Augenhöhe setzt".
Keynote Prof. Dr. Weltzien: Transfer, Transformation und/oder Implementierung? Diskurslinien und Erwartungen zu Strategien und Wirkfaktoren
Die Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnis in pädagogische Performanz umgewandelt werden kann, ist so alt wie die frühpädagogische Forschung selbst. Neu ist allerdings der Blick auf diese Übersetzungs- und Umwandlungsprozesse, also die Frage nach dem „Wie“ der Adaptation und (Neu-) Gestaltung der pädagogischen Praxis aufgrund empirischer Befunde und den konzeptionellen Implikationen für das pädagogische Handeln. Wie kann also ein gegenseitiges Verstehen der involvierten Systeme Wissenschaft, Politik und Praxis und ein damit einhergehendes Verständnis für die jeweiligen Entscheidungs- und Handlungslogiken der Beteiligten herbeigeführt werden? Wie lässt sich das zentrale "Ziel der frühkindlichen Pädagogik", bestmögliche Bedingungen für das kindliche Aufwachsen zu schaffen, als Erfolgsfaktor in Transformationsmodelle integrieren? Und woran lässt sich eine erfolgreiche Agentivierung – verbunden mit dem Commitment gemeinsamer Verantwortlichkeit – in Transfer-, Transformations- und/oder Implementierungsprozessen messen?
Keynote Dr. Scheu: Erwartungen und Anforderungen an gute Wissenschaftskommunikation
Wissenschaftskommunikation spielt eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, weil sie belastbares Wissen zugänglich macht und den Austausch zwischen Forschung und Praxis aber auch zwischen Forschung, Gesellschaft und Politik ermöglicht. Durch den anhaltenden medialen Wandel wächst diese Bedeutung. Entsprechend vielfältig sind die Erwartungen an Wissenschaftskommunikation: Legitimation, Transparenz und Reputationsförderung, Informationsvermittlung, Austausch und Dialog, gesellschaftliche Aufklärung, Partizipation und demokratische Teilhabe. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was gute Wissenschaftskommunikation ausmacht. Was sind Kriterien für gute Wissenschaftskommunikation? Und wie kann Qualität gewährleistet und überprüft werden? Im Vortrag werden diese Fragen mit Blick auf unterschiedliche strategische und normative Anforderungen, Zielsetzungen und Zielgruppen diskutiert.
Keynote Prof. Dr. Hogrebe: Transferumfelder effektiv gestalten
Der Transfer von neuem Wissen und Kompetenzen in Kita-Teams sowie deren nachhaltige Implementation in die Praxis sind Bestandteile von Organisationsentwicklung bzw. können als Impulse für entsprechende Prozesse dienen. Erkenntnisse der Transferforschung verweisen diesbezüglich darauf, dass für einen erfolgreichen Transfer neben Transfervoraussetzungen bei den Teilnehmenden insbesondere auch Merkmale des Arbeitsumfeldes eine Rolle spielen. Vereinzelt in den Blick geraten sind diesbezüglich im Feld der frühen Bildung bislang vor allem Ressourcen und Rahmenbedingungen innerhalb der Einrichtungen, weniger hingegen das weiter gefasste Umfeld einer Kita. Hieran knüpft der Vortrag an und präsentiert die Ergebnisse des Projektes „Transferumfelder effektiv gestalten – ein Review zu Gelingensbedingungen organisationaler Veränderungsprozesse in Kitas“ (TUE-R). Unter Rückgriff auf das systematische Review bietet er einen Überblick über Studien zum Thema Transfer im Feld der Kita. Auf dieser Basis dieser Übersichtsarbeit werden erste Empfehlungen für die Praxis sowie noch bestehende Forschungsdesiderate aufgezeigt.
Podcast Interviews: Transferprojekte stellen sich vor
Projekte zum Nachhören: Hier stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Akteure aus der Praxis ihre jeweiligen Transferprojekte vor. Die Interviews wurden im Rahmen des Bundeskongresses in dem extra dafür eingerichteten Podcaststudio aufgenommen. Zu den Podcasts
Panels und Vorträge: Wissenschaft und Praxis im Dialog
Vorträge zum Nachlesen: Ausgewählte Impulsvorträge aus Wissenschaft und Praxis präsentieren aktuelle Projekte und Studien zum Transferthema. Die Beiträge wurden auf dem Bundeskongress in neun Panels vorgestellt und mit den Teilnehmenden anschließend diskutiert. Zu den Präsentationen
Graphic Recordings - Der Bundeskongress auf einen Blick
Eindrücke aus der Robert Boch Stiftung in Berlin