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Hintergrund Arbeitsfeld Kita – mehr Personal, fehlende Anerkennung

Der Arbeitsmarkt Frühe Bildung expandiert: 2018 arbeiteten in Kitas bundesweit rund 620.700 pädagogische Fachkräfte und Leitungen und damit 76% mehr als 2006. Ein Grund für das enorme Stellenwachstum ist der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Ein- und Zweijährige. Personell aufgestockt haben insbesondere Einrichtungen, in denen Kinder unter drei Jahren betreut werden. Mit umgerechnet rund 31.300 zusätzlichen Vollzeitstellen haben reine Krippengruppen zwischen 2011 und 2018 kontinuierlich personell aufgestockt (+108%). Die meisten Personalressourcen binden die erweiterten Kindergartengruppen (mit und ohne Zweijährige): Hier hat sich die Beschäftigtenzahl seit 2011 um rund 47.000 auf 229.000 rechnerische Vollzeitstellen erhöht. (Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019)

Stabile Struktur von Arbeitsmarkt und Beschäftigten

Mit einem Plus von 26% zwischen 2012 und 2017 ist die Anzahl der Beschäftigten in der Frühen Bildung deutlich stärker gewachsen als auf dem Gesamtarbeitsmarkt (+9%). Trotz dieser Expansion zeigt sich das Berufsfeld erstaunlich wandlungsresistent: So sind die Personalanteile öffentlicher und freier Träger seit 2007 nahezu unverändert. Ebenfalls stabil ist das Verhältnis von Voll- und Teilzeitarbeit: Sechs von zehn Beschäftigten arbeiteten 2007 wie 2018 in Teilzeit. Das in Kitas am häufigsten anzutreffende Qualifikationsprofil ist das der staatlich anerkannten Erzieherin bzw. des staatlich anerkannten Erziehers. 70% der pädagogischen Fachkräfte  haben heute, wie bereits zehn Jahre zuvor, diesen Berufsabschluss. Mit einem Frauenanteil von über 90% ist der Arbeitsmarkt weiblich dominiert.

Das Verhältnis zwischen jüngerem und älterem Kita-Personal ist ausgewogen. Neben dem Zustrom überdurchschnittlich vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter 30 Jahren, zeichnet sich ein längerer Verbleib im Arbeitsfeld ab. So ist die Anzahl der über 50-Jährigen zwischen 2006 und 2018 um 163% auf 180.400 Personen stark gestiegen. Fachkräfte in dieser Altersgruppe machen knapp ein Drittel (29%) der Kita-Belegschaft aus und bilden damit die größte Beschäftigungsgruppe im Jahr 2018.

© Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019, S. 31

Fachkräfte vielerorts gesucht

Insbesondere in westlichen Ballungsräumen wird qualifiziertes Personal händeringend gesucht. Dabei ist der Arbeitsmarkt nahezu ausgeschöpft: 2016 waren bei der Bundesagentur für Arbeit in der Frühen Bildung nur 9.300 Personen arbeitslos gemeldet. Die relative Arbeitslosigkeit, die Arbeitslosenquote, betrug 2018 nur noch 1,3% und erreichte damit ihr bisher niedrigstes Niveau.

Ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu finden bleibt eine Herausforderung in der Frühen Bildung. Nach Berechnungen des Forschungsverbunds Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund aus dem Jahr 2017 beträgt bis 2025 die Personallücke in der Kindertages- und Grundschulbetreuung bis zu 329.000 Fachkräfte. Die Zahl berücksichtigt neben demografischen Faktoren nicht erfüllte Elternwünsche sowie ein verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis.

Bestreben nach Aufwertung und höheren Löhnen

Mit einem Plus von 16% stieg das Bruttomonatsentgelt in der Frühen Bildung zwischen 2012 und 2018 stärker als die Löhne auf dem Arbeitsmarkt insgesamt (+11%) . Weiterhin liegt das Bruttomonatsentgelt in der öffentlichen Kindertagesbetreuung aber deutlich unterhalb des durchschnittlichen Entgelts von Lehrkräften in öffentlichen Grundschulen. Deshalb setzen sich Gewerkschaften und Verbände für eine Aufwertung des Berufs von Erzieherinnen und Erziehern ein.

Der Beitrag von WiFF

  • Mit dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung hat WiFF ein Instrument geschaffen, um die Dynamiken des Arbeitsmarktes im Zeitverlauf darzustellen.
  • Wie sich die Akademisierung im Kita-Team und aus Sicht der Träger gestaltet, behandelt die WiFF-Studie Nr. 25 und die WiFF-Studie  26.
  • Analysen zum Arbeitsplatz Kita vertiefen einzelne Aspekte zu Beschäftigungsbedingungen in der Frühen Bildung.
  • WiFF engagiert sich für die Professionalisierung der Fachkräfte als Grundlage einer höheren Anerkennung der frühpädagogischen Arbeit.
  • Wie sich ein Studium der Kindheitspädagogik auf Arbeitsmarktchancen und Karrierewege auswirkt, wird in der WiFF-Expertise Nr. 27 "Von der Hochschule an die Kita" untersucht.

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