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Im Interview Maria-Theresia Münch, Berlin

Maria-Theresia Münch ist wissenschaftliche Referentin beim Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge und beschäftigt sich dort seit vielen Jahren mit dem Thema Fachberatung. Der Deutsche Verein setzt auf der Grundlage seiner Empfehlungen aus dem Jahre 2012 das Thema immer wieder auf die politische Agenda und veranstaltet jährlich das Forum Fachberatung – eine Plattform für Diskussionen und Impulse zur Weiterentwicklung der Fachberatung.

Maria-Theresia Münch

An Fachberatungen richten sich zahlreiche Aufgaben und Erwartungen – welche sehen sie als besonders relevant an und warum?

Fachberatung ist eines der zentralen Unterstützungssysteme in der Kindertagesbetreuung. Aufgrund ihrer Verortung, ihrer Rolle und ihrer Aufgabenzuschnitte im System der Kinder- und Jugendhilfe verfügt sie über einen umfassenden und dezidierten Einblick in Strukturen und Prozesse. Fachberatung ist damit ein Motor der professionellen Entwicklung des Feldes, in dem sie fachliche und politische Impulse an die relevanten Akteure auf sozialräumlicher, kommunaler, regionaler und überregionaler Ebene gibt.

Vor welchen Herausforderungen stehen Fachberatungen in ihrem Berufsalltag?

Fachberaterinnen un Fachberater stehen vor der Herausforderung neben dem aktuellen Umgang mit der Pandemie auch deren Folgen zu bewältigen. Die bereits zuvor vorhandenen Mängel in der Ausstattung von Fachberatung wie z.B. Träger ohne Planstellen, unzureichende Stundenkontingente, fehlende technische Ausstattung sowie Austausch- und Reflexionsmöglichkeiten verstärken die äußerst angespannte Arbeitssituation von Fachberaterinnen und Fachberatern zusätzlich. Aktuell steht das Krisenmanagement im Vordergrund und vieles, was unter den Prämissen des SGB VIII gilt, wird durch das Infektionsschutzgesetz ausgehebelt. Gleichzeitig sind aber Fachberaterinnen und Fachberater gefordert, die Qualitätsentwicklung und -sicherung, sowie die Sicherung der Rechte der Kinder in den Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Welche Kompetenzen sind aus Ihrer Sicht zentral für den Job der Fachberatung?

Fachberaterinnen und Fachberater müssen über umfassendes sozialpädagogisches Wissen sowie über ein zeitgemäßes Bildungsverständnis verfügen. Sie sollten in der Lage sein, die Aufgaben und Entwicklungen von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen in den Zusammenhang des Gesamtsystems der Kinder und Jugendhilfe einzuordnen. Fachberaterinnen und Fachberater benötigen zudem Kenntnisse zum Management von Einrichtungen und zur Dynamik von Organisationen. Die Grundlage für die Arbeit der Fachberatung bildet eine professionelle Haltung, die sowohl durch Toleranz und Empathie als auch durch ein angemessenes Verständnis zu den Möglichkeiten und zur Reichweite der Steuerung durch Beratung geprägt ist.

Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit von Fachberatungen mit Kitas, Trägern oder weiteren Akteuren?

Ich würde mir wünschen, dass die Fachberatung endlich in allen Bundesländern hinsichtlich personeller, zeitlicher, finanzieller und qualifikatorischer Ressourcen rechtlich abgesichert ist. Es darf angesichts der bereits begonnenen Debatten um die Kostenfolgen nach der Pandemie zu keinem Abbau von Fachberatungsressourcen kommen. Schließlich müssen auch für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen ausreichende Stundenkontingente für die Wahrnehmung von Fachberatung vorhanden sein.

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