Analysen zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung : Fachkräfte aus dem Ausland als Strategie gegen den Personalmangel in der Kindertagesbetreuung?
Die Frühe Bildung kämpft seit Jahren mit einem Fachkräftemangel, der sich in Westdeutschland weiter zuspitzt. Hier fehlen nach Berechnungen des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 51.000 bis 88.000 Fachkräfte. Hinzu kommt der Personalbedarf, um den Rechtsanspruch auf die ganztägige Betreuung von Grundschulkindern ab dem Jahr 2026/27 umzusetzen. Neben anderen Maßnahmen soll die gezielte Anwerbung von Personen mit ausländischen pädagogischen Qualifikationen Entlastung für den angespannten Arbeitsmarkt bringen. Wie erfolgsversprechend diese Strategie ist, zeigen aktuelle Analysen zum Fachkräftebarometer Frühe Bildung. Die Online-Broschüre „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Fachkräftepotenziale für die Frühe Bildung?“ von Pascal Hartwich und Katja Tillmann kann unter www.fachkraeftebarometer.de kostenlos heruntergeladen werden.
Einstieg in die Kita erfolgt über landesrechtliche Anerkennungsverfahren
Wer mit einem ausländischen Abschluss den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers ausüben möchte, muss ein Anerkennungsverfahren bei der zuständigen Stelle des jeweiligen Bundeslandes durchlaufen. Hier wird geprüft, inwieweit die im Ausland erworbene Qualifikation hinsichtlich Umfang, Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen mit dem deutschen Pendant vergleichbar ist. Im Jahr 2023 wurden 2.800 solcher Anträge eingereicht, und damit 65% mehr als noch 2018. Die Abschlüsse stammten aus 90 verschiedenen Ländern. Am häufigsten wurden Berufsabschlüsse aus Spanien, gefolgt von der Ukraine und der Türkei vorgelegt.
Jeder vierte Antrag für den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers wird abgelehnt
Zum Zeitpunkt des Berichtes lagen 2.400 Bescheide vor. Nur etwa ein Viertel der Verfahren für den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers stellt eine volle Gleichwertigkeit fest. In knapp der Hälfte wurde ein zusätzlicher Anpassungslehrgang oder eine Eignungsprüfung zur Auflage gemacht. Ein weiteres Viertel endete mit einem negativen Bescheid. Andere für die Frühe Bildung relevante pädagogische Qualifikationen in Kinderpflege, Sozialassistenz, Sozialpädagogik oder Kindheitspädagogik machten 2023 insgesamt rund 2.300 Verfahren aus. Bei diesen Berufen wurde nur etwa jeder zehnte Antrag abgelehnt. Betrachtet man berufliche Anerkennungsverfahren insgesamt, liegt die Ablehnungsquote sogar nur bei 3%. Warum sie bei den Erzieher:innen deutlich höher ist, lässt sich nur vermuten. Ein Grund könnte in der fachschulischen Ausbildung liegen, die in Deutschland formal als berufliche Weiterbildung konzipiert ist. Qualifikationen aus Bildungssystemen anderer Länder sind hiermit offenbar kaum vergleichbar.
Anwerbung ausländischer Fachkräfte nur ein Baustein im Rahmen einer Gesamtstrategie
Die Analysen zeigen: Trotz der Zunahme der Verfahren zur Feststellung von Gleichwertigkeit einschlägiger Berufe, lässt sich mit ausländischen Fachkräften die Personalkrise in der Frühen Bildung nicht lösen. Dennoch können sie ein Baustein im Rahmen einer Gesamtstrategie sein, um die Kita-Teams mit ihren spezifischen Kompetenzen zu unterstützen. Damit mehr Antragstellende in erzieherische Berufe einsteigen können, bräuchte es allerdings mehr Beratung und Unterstützung bezogen auf das Anerkennungsverfahren sowie niederschwellige jedoch zugleich passgenaue Angebote zur Nachqualifizierung.